Rohhaut
Rohhaut bezeichnet die abgezogene, entfleischte Schlachthaut ohne Behandlung. Für die Lederproduktion wird größtenteils Rinderhaut verwendet. Die Rohhäute fallen als Nebenprodukt der Fleisch- und Milchindustrie an und kommen aus Schlachtereien. Ca. 60% der dort anfallenden Tierhäute werden zu Leder weiterverarbeitet.
Die Rohware wird über Rohwarenhändler (Häutehändler) verkauft. Häutehandler kaufen die Rohware auf und bringen sie in ihren Betrieb. Dort werden die Häute entsprechend getrimmt und nicht verwertbare Teile werden abgetrennt. Außerdem werden die Häute auf Mängel überprüft und dann in Pakete gleicher Größe und Qualität sortiert. Die Gerbereien sind auf gleichmäßig große Häute angewiesen, da es nicht möglich ist, große und kleine Häute im gleichen Fass zu gerben. Häute für den deutschen und europäischen Markt werden im Kühlhaus bei ca. 2°C gekühlt und so bis zur Auslieferung konserviert. Häute, die für den Verkauf ins fernere Ausland bestimmt sind, werden mit Salz konserviert um sie längerfristig haltbar zu machen. Größere Gerbereien haben auch eigene Verträge mit Schlachtereien in der Umgebung und kaufen die Ware direkt vom Schlachthof ein. Dank kurzer Transportwege wird die Ware dann ohne Zwischenkonservierung weiterverarbeitet.

Der Preis pro Kilo Rohhaut betrug 2015 ca. 3 € (laut einer Gerberei für hochwertige Möbelleder). Eine Rohhaut vom Rind wiegt im Durchschnitt 25 kg, die von Schafen oder Ziegen rund 1,5 kg. Aus 1.000 kg Rohhaut vom Rind lassen etwa 200-300 kg fertiges Leder gewinnen. Die Haut von Rindern ist in drei Schichten unterteilt, die Oberhaut (ca. 1% der Dicke), die Lederhaut (ca. 85%) und die Unterhaut (ca. 15%). Nur die Lederhaut, die aus einer dichten Verflechtung von Gewebefasern besteht, ist für die Herstellung von Leder verwertbar. Der Rest wird vor dem eigentlichen Gerbprozess abgetragen.
Um Leder produzieren zu können, benötigt die Gerberei möglichst fehlerfreie Häute in einem großen Stück. Hautschäden durch Krankheiten oder Verletzungen des Tieres, sowie fehlerhafte Handhabung beim Schneiden oder Konservieren verringern den Wert der Haut. Da das Abtrennen der Haut vor Ort in der Schlachterei geschieht, ist eine fachgerechte Schulung der Mitarbeiter erforderlich. Bei Rindern gilt eine standardisierte Schnittführung, die darauf abzielt, eine möglichst gleichmäßig nutzbare Hautfläche zu gewinnen und den Verschnitt weitgehend zu reduzieren. Trotzdem gibt es häufig Schnittfehler (Fleischerschnitte), da das Abtrennen der Haut oft im Akkord von ungelernten Kräften geleistet wird.
Heute kommen in den Schlachtereien zunehmend "Abzugsmaschinen" zum Einsatz, die in der Lage sind, die Haut im Ganzen von dem Tier abzuziehen. Dadurch werden menschliche Fehler vermieden, es entstehen praktisch fehlerlose Häute und weniger Ausschuss.