Wasserwerkstatt
Die Wasserwerkstatt in einer Gerberei ist der Bereich, in dem die rohen Tierhäute für die eigentliche Gerbung vorbereitet werden. Ziel der Wasserwerkstatt ist die "Blöße", also die Tierhaut, die von allen unerwünschten Bestandteilen wie Haaren, Fett und Fleischresten befreit wurde.
Die Wasserwerkstatt umfasst mehrere Arbeitsschritte. Für diese Arbeitsschritte wird Wasser in großen Mengen benötigt. Der Begriff "Wasserwerkstatt" entstand, da diese Tätigkeiten früher an fließenden Gewässern ausgeführt wurden. Gerberwerkstätten waren stets unmittelbar an Bächen, offenen Wassergräben oder Flussläufen zu finden. Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Begriff Wasserwerkstatt zum Synonym für alle Tätigkeiten und Prozessschritte vor dem eigentlichen Gerbvorgang.
Arbeitsschritte der Wasserwerkstatt
1. Weiche
Die Rohhaut wird eingeweicht, um sie zu quellen und Schmutz, Blutreste, Mist, Salz oder andere Konservierungsmittel zu entfernen.
2. Äscher/Enthaaren
In diesem Schritt werden die Haare und die äußerste Oberhaut angelöst, damit sie sich leichter entfernen lassen. Außerdem bereitet das Äschern die Hautfasern für die Aufnahme der Gerbstoffe vor.
3. Entfleischen
Fleisch, Fett und Bindegewebe werden von der Haut entfernt, meist mit einer Entfleischmaschine, die das überflüssige Material mit scharfen Messerwalzen abträgt.
4. Streichen
Restliche Haarwurzeln, Pigmente und Grundhaare werden entfernt, oft durch Auswaschen oder Spülen.
5. Spalten
Da die Haut noch zu dick für die Weiterverarbeitung ist, wird sie in zwei oder mehr Schichten gespalten. Die obere Schicht, der Narbenspalt, behält die natürliche Narbung und wird für hochwertiges Leder verwendet. Die untere Schicht, der Fleischspalt, wird zu Spaltleder oder anderen Lederarten geringerer Qualität verarbeitet.
6. Entkälken
Kalkreste, die beim Äschern in die Haut eingedrungen sind, werden entfernt.
7. Beizen
Die Haut wird mit einer sauren Lösung behandelt, um die Fasern weiter aufzulockern und sie optimal für die Aufnahme der Gerbstoffe vorzubereiten.