Sämischleder
Die Sämischgerberei ist eine der ältesten Gerbtechniken, schon rund 6000 Jahre ist die Herstellung von sämisch gegerbtem Leder bekannt. Sämischgerbung ist eine Fettgerbung, bei der die Häute mit tierischen Fettsubstanzen, zumeist Fischtran gegerbt werden. Für den Gerbprozess kommen hauptsächlich Dorschtran zum Einsatz, seltener Tran von Robben oder Walen. Die Verwendung von Fisch- und Wassersäugerfetten ist notwendig, weil leicht oxidieren und einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren besitzen – eine Eigenschaft, die bei Landtieren kaum vorkommt. Bei der Gerbung werden die Fette durch eine chemische Reaktion an die Hautfaser gebunden. Diese Fettsäuren reagieren mit Sauerstoff in den Fasern des Leders und bewirken das Gerben. Der traditionelle Ablauf dauert zwischen sechs und neun Monaten und umfasst zwei Phasen, die mehrfach wiederholt werden: das Walken in tranbehandelten Fässern sowie eine Trocknungsphase, bei der das Fett in die Fasern eindringt. Nach Abschluss des Gerbprozesses wird das Leder mit Sodawasser gespült, um überschüssiges Fett zu entfernen. Die natürliche Farbe nach dem Gerbprozess ist dunkelbraun, was im Handel häufig nicht erwünscht ist – deshalb wird es meist mit Wasserstoffperoxid aufgehellt.
Es existieren sowohl reine Trangerbungen (echtes sämisch) als auch Vorgerbungen mit Formaldehyd (neusämisch), gefolgt von einer Trannachgerbung. In Deutschland versteht man unter "Sämischleder" trangegerbtes Rauleder aus verschiedenen Tierarten wie Schaf-, Lamm-, Hirsch-, Reh-, Gemsen-, Ziegen-, Zickel- und Rentierfellen sowie Rindspalten. In Frankreich und den USA bezieht sich der Begriff nur auf den Fleischspalt von Schaffellen, der ausschließlich mit Tran gegerbt wurde.
Sämischleder zeichnet sich durch Weichheit, Saugfähigkeit und einfache Reinigung aus. Deshalb wird es vorrangig als Putzleder, Fensterleder oder Waschleder verwendet. Es lässt sich leicht reinigen, da es Temperaturen bis ca. 70 °C aushält.